Axpo Hüttenpreis

Vom 28.06. bis 05.10.2014 lief die Aktion Axpo-SAC-Hüttenpreis 2014, bei der verschiedene SAC-Hütten besucht werden können. Nach dem Besuch der ersten Hütte hatte ich plötzlich die Idee, während der 100 Tage alle 58 Hütten zu besuchen. Dieses für einen Alpinisten etwas aussergewöhnliche Vorhaben eröffnet doch die ein oder andere neue Perspektive auf die Hütten, die ich lange Zeit als Mittel zum Zweck betrachtete. Bitte beachtet folgende Hinweise

Sonntag, 5. Oktober 2014

Résumé: Hundert Tage zwischen 1500 und 3200 Meter

Hundert Tage, so lange dauert in den Bergen eine Alp-Saison. Ebenso lange dauert die Sommersaison der meisten Berghütten, nämlich von Ende Juni bis Anfang Oktober. Während dieser Zeit gelang es Georg Deck aus dem aargauischen Uezwil, alle 58 Hütten des Axpo Hüttenpreis-Projektes zu besuchen.
(Ein Gastbeitrag von Gion Tegula aus Filisur.)

Wie kamst Du auf die Idee, alle 58 SAC-Hütten der Axpo Aktion zu besuchen?
Nach dem Besuch der ersten beiden Hütten informierte ich mich auf der Axpo-Hüttenpreis Website über weitere Hütten. Da kam mir dann die Idee, möglichst viele davon zu besuchen. Irgendwie packte mich der Ehrgeiz und er liess mich nicht mehr los.
58 SAC-Hütten im Axpo-Hüttenpreis-Projekt
Hattest Du einen bestimmten Plan?
Zunächst nicht, ich ging zu den Hütten, die ich entweder gar nicht kannte oder die in der Nähe meines Wohnortes liegen. Erst mit der Zeit realisierte ich, dass ich genauer planen musste, um mein Ziel zu erreichen. Ich hatte ja nur die Wochenenden und ein paar wenige Ferientage.
Später plante ich dann detaillierter, überlegte im Vorfeld, welche Hütten sich zu einer Rundtour kombinieren lassen, welche Hütten bei Schlechtwetter gut machbar sind und welche sich als Familientour eignen.

Capanna Sasc Furä - Val Bregaglia
Die Hütten befinden sich ja im ganzen Schweizer Alpenraum. Wie bist Du gereist?
Als Besitzer eines GA (Generalabonnement der öffentlichen Verkehrsmittel) war ich fast immer mit dem Zug unterwegs. Einerseits war dies ein grosser Vorteil (nicht nur in finanzieller Hinsicht), denn ich musste nicht unbedingt wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren; andererseits hat es an manchen Orten doch recht eingeschränkte öffentliche Verbindungen. Ab und an hatte ich das Mountain Bike dabei; hier besteht noch Optimierungspotential: Bei manchen Zustiegen lohnt es sich, bei anderen eher nicht. Und das im Vorfeld herauszufinden, ist nicht immer einfach.
Leiterweg zur Sustlihütte

Hast Du Dich speziell darauf vorbereitet und was waren die grössten Herausforderungen?
Nein, eigentlich nicht. In der ersten Jahreshälfte war ich häufig mit dem Velo unterwegs und bin regelmässig mit einer Gruppe im Aargau Mountain Bike gefahren. Dies war sicher eine gute Grundlage. Und während dem Hüttenprojekt wurde ich von Woche zu Woche fitter. Was meine alpine Erfahrung betrifft, gehe ich seit frühester Jugend in die Berge und bin regelmässig in Schnee, Eis und Fels zugange. Dies war in der ein oder anderen Situation sicher ein Vorteil.
Herausforderungen war sicher die ein oder andere lange Tour, bei der ich am frühen Abend noch einen dritten Hüttenzu- und -abstieg vor mir hatte. Oder sich bei strömendem Regen auf den Weg zu machen. Ohne das konkrete Ziel vor Augen, hätte es noch nicht mal eine Ausrede gebraucht, um zuhause zu bleiben.
Mit Tina und Anni im Engadin
Gab es eine besonderes Erlebnis?
Besondere Erlebnisse gab es viele. Ich konnte Gegenden kennenlernen, die man als Kletterer oder Hochtourengänger eher selten besucht, etwa die Sardona- oder auch die Enderlin-Hütte. Andererseits war es spannend, an Orte zurück zu kehren, die ich 30 Jahre lang nicht gesehen hatte. Hier sah ich doch so einiges anders als in der Erinnerung, aus einer neuen, veränderten Perspektive.  
Auf dem Weg zur Cabane de Trient - Vallon d'Arpette de Saleina
Und was war die 'Schönste'?
Hier bin ich natürlich nicht objektiv, denn ich verbrachte 2 Wochen im Rahmen eines Hütten-Praktikums auf der Sasc Furä im Bergell. Gut gefallen hat mir auch die jetzt unbewartete Seetal Hütte bei Klosters. Ein innerliches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, als ich dort das Axpo-Plakat mit dem Hüttencode "Tagesziel" gelesen hatte. Denn diese Hütte war die erste an diesem Tag und es standen mir noch die Silvretta Hütte sowie ein abendlicher Auf- und Abstieg zur Chamonna Lischana in Scuol bevor. Dazwischen kam mir die gut einstündige Fahrt mit der Rhätischen Bahn als Erholungspause gut gelegen.
Nette Gesellschaft im Berner Oberland
Was waren die leichtesten, was die anstrengendsten Touren? 
Am einfachsten waren die Zustiege zur Sustli- und Seewen-Hütte. Zusammen mit meiner Tochter und einer Freundin starteten wir direkt von der Sustenstrasse aus und erreichten nach einer schönen Wanderung das Ziel. 
Am anstregendsten waren die "kombinierten" Unternehmungen mit Bike und zu Fuss, wo manchmal über 3.000 Höhenmeter, 30 km zu Fuss und ein paar Stunden Velo fahren zusammen kam. 
Schweisstreibend und logistisch interessant war auch meine Anreise mit Zug und Postbus ins Bergell. Wegen einer unfallbedingten Streckensperrung bei der Rhätischen Bahn fuhr ich mit zwei vollen Rucksäcken zunächst nach Arosa, ging zu Fuss zur Ramoz-Hütte und über die Furcletta nach Alvaneu und Tiefencastel, von wo mich der Postbus nach Promontogno brachte. Der dann noch folgende Aufstieg durch die Val Bondasca zur Sasc Furä bildete den würdigen Tagesabschluss.
Glarner Tödiblick
Hast Du alpine Erfahrung, was ist dein sportlicher Hintergrund? 
Mit dem Klettern habe ich als Jugendlicher in meiner Heimat, dem Pfälzer Buntsandstein, begonnen. Bald kamen "ordentliche" Hochtouren, später Nordwände, Eis- und Skitouren. Vor einigen Jahren verlegte ich mich mehr aufs Radfahren und Triathlon, aber seit ich in der Schweiz wohne, zieht es mich so langsam wieder in die Berge.
Aiguille du Chardonnet
Hast Du während dem Projekt auch den ein oder anderen Gipfel bestiegen?
Kaum. Leider musste ich doch den ein oder anderen Berg im wahrsten Wortsinn links liegen lassen und das, obwohl ich konditionell sehr fit war. Schade eigentlich. Aber hier habe ich mir vorgenommen, im nächsten Sommer mehr wieder in Richtung Gipfel zu gehen.
 
Was sind denn Deine konkreten Pläne für die nächste Zeit?
Ganz konkrete Pläne habe ich noch keine. Aber mir fehlen noch einige Viertausender und es gibt eine Reihe schöner Hochtouren, die ich schon länger im Auge habe... 
Oder ich mache zunächst etwas in Richtung Skitourenrennen ... Schaun wir mal.
Im Lötschental - Bietschhorn

Fürs Planen und für das, was kommt, wünschen wir Dir viel Spass und Erfolg!


Gion Tegula, Filisur
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Nummer 58 - Die letzte und die erste ...

Mit der Carschina Hütte im Rätikon stand heute die letzte Hütte meiner persönlichen Axpo-Liste auf dem Programm. Vielleicht war es Zufall: Die Carschina Hütte war meine erste SAC Hütte überhaupt und mit ihr verbinde ich ein besonderes Erlebnis.
Carschina Hütte mit Sulfluh
Im Frühsommer 1983 fuhren vier Heranwachsende aus der Pfalz über ein verlängertes Wochenende ins Rätikon zum Klettern. Ziel waren Sulzfluh und Drusentürme, schöne Kalkklettereien im 5./6. Schwierigkeitsgrad. Unser Zeitmanagement war sehr effizient (wenn auch ungeplant): Freitag Mittags gleich nach Schulschluss ging es los und wir kamen pünktlich montags früh um 6.30 zurück. Für Freddy und mich war es die erste grössere Bergfahrt, und wir waren mächtig stolz, mit Ralf und Winfried, die wenige Jahre älter und um Einiges erfahrener waren, unterwegs zu sein. 
Für Ralf war es die letzte grosse Tour mit uns - ein halbes Jahr später ist er zusammen mit seinem Seilpartner Joe von einer Winterbegehung des Mönchnollens nicht mehr zurückgekehrt.

Rätikon nach 30 Jahren
Mehr als 30 Jahre später in diese Gegend zurückzukehren, war unter diesen Umständen etwas Besonderes. Man gleicht die Realität mit der Vergangenheit ab, oder mit der Erinnerung, die man davon hat. Genau genommen auch nicht die Realität, sondern die subjektive Wahrnehmung derselben.
An manche Kleinigkeiten erinnere ich mich genau, an anderes nur noch verschwommen. An der Aussenwelt hat sich wenig geändert: Die Hütte wurde zweimal erweitert, an der Sulzfluh gibt es mittlerweile Klettersteige, damals unvorstellbar.
Und doch ist alles anders. Denn eines hat sich verändert: Nach so langer Zeit ist man mit Sicherheit nicht derselbe Mensch.