Axpo Hüttenpreis

Vom 28.06. bis 05.10.2014 lief die Aktion Axpo-SAC-Hüttenpreis 2014, bei der verschiedene SAC-Hütten besucht werden können. Nach dem Besuch der ersten Hütte hatte ich plötzlich die Idee, während der 100 Tage alle 58 Hütten zu besuchen. Dieses für einen Alpinisten etwas aussergewöhnliche Vorhaben eröffnet doch die ein oder andere neue Perspektive auf die Hütten, die ich lange Zeit als Mittel zum Zweck betrachtete. Bitte beachtet folgende Hinweise

Mittwoch, 17. September 2014

Cavardiras und Punteglias - Sonne und Eis in der Surselva

Der Zug brachte mich von Zürich mit Umstieg in der ältesten Stadt der Schweiz nach Disentis/Mustér im Tal des Vorderrheins. Gerade noch erwischte ich die letzte Caischavedra-Bergbahn, die mich auf 1860 m in den strömenden Regen entliess.
Spätsommer am Brunnifirn
In leichtem Auf und Ab erreicht man bald den Lag Serein, bei schönem Wetter sicher eine idyllische Wanderung, angesichts der vorherrschenden Wetterverhältnisse jedoch eher eine Sache der Willensschulung. Bekanntermassen schützt die beste Regenkleidung nicht vor dem nass werden, je mehr sie aussen abhält, umso mehr bringt sie einen zum Schwitzen. Ihre primäre Funktion besteht darin, vor Auskühlung zu schützen.
Winterlandschaft an der Fuorcla da Cavardiras
Bald darauf steigt der Weg nordwärts an, und ich erreiche verblocktes Gelände, als sich der Regen in Schnee verwandelt. Auch ist es merklich kühler geworden, der Nassschnee auf den Augenbrauen gefriert schon. Da ich in Bewegung bleibe, ist dies alles kein Problem. Jetzt geht es in eine steile Rinne, an deren Ende mich ein eiskalter Wind in Empfang nimmt. Auf 2740 m habe ich den Brunnipass erreicht. Die Ketten, die den Abstieg über das Brunnigrätli auf den gleichnamigen Firn erleichtern, sind mit einer dicken Eisschicht überzogen, an manchen Stellen versinke ich knietief in Schneeverwehungen. Der Eispickel erweist mir gute Dienste, ebenso Mütze und Halstuch. Glücklicherweise ist es nicht mehr weit zur Cavardiras Hütte, die ich nach 2 Stunden erreiche. Dort werde ich nicht nur von den Hüttenwarten erwartet, auch eine Gruppe Franzosen aus dem Elsass freut sich über meine Ankunft. Denn jetzt kann das Abendessen beginnen.

Fakten:
16.45 Bergstation Caischavedra
18.45 Camona Cavardiras
1100 Hm

Der nächste Morgen zeigt sich wettermässig eher verhalten, so dass ich erst gegen 8 Uhr die Hütte verlasse. Auch wenn für heute eine längere Strecke ansteht, scheint es angesichts der Schneeverhältnisse doch besser, erst nach Sonnenaufgang aufzubrechen.
Abstieg in die Val Cavardiras
Mit schwindender Höhe weicht auch der Schnee, Wolken und Nebel lichten sich und es zeigt sich sogar die Sonne. Durch die Val Cavardiras geht es zur Val Cadrein, wo mir plötzlich ein ausgewachsener Hütehund den Weg versperrt. Mit dem zugehörigen Schäfer, einem Freiburger Studenten, der 4 Monate mit über 700 Schafen in dieser grandiosen Gegend verbringt, führe ich ein interessantes Gespräch. Er gibt mir einige Tipps über die weitere Routenplanung und empfiehlt mir den Käse der nahegelegenen Alp Russein, wo seine Mutter als Sennerin tätig ist.
Alp Cavrein
An der Alp Russein wird mit 1770 m der tiefste Punkt zwischen Cavardiras- und Punteglias-Hütte. Die nicht durchgehend markierte, unwegsame Route führt von dort nach Norden, wendet sich nach knapp einem Kilometer in die Val Gliems, die man weit rechts (im Sinne des Aufstiegs) des Wasserfalls durch eine Steinrinne auf knapp 2400 m betritt.

Steilstufe und Wasserfall der Val Gliems - Aufstieg bei Geröllrinne rechts
Die weit auslaufende Schwemmebene führt zum Beginn eines Schlussanstiegs, der in gleichmässiger Steigung über die Gletschermoräne zur Fuorcla da Punteglias (2814 m) führt.Von dort oben hat man einen einmaligen Blick zurück - weit hinten zeigt sich der Ausgangspunkt der heutigen Tour, die Camona Cavardiras.
Val Gliems (Vordergrund) und ganz hinten in der Lücke: Cavardiras-Hütte
Fuorcla da Punteglias - der Übergang ins nächste Tal
Jetzt geht es nur noch bergab, über verblockten Moränenschutt auf den Gletscher, dann zur Punteglias Hütte und weiter durch das gleichnamige Tal bis zur Staziun Trun, exakt 2000 Höhenmeter.

Alles in allem ein grandioses Unternehmen mit ausreichend Wasser, Schnee, Sonne und Kälte in einsamer, ursprünglicher und alpiner Umgebung. Gletscherberührung inklusive, kein richtiges Bergsteigen aber deutlich anspruchsvoller als Bergwandern.


Fakten:
7.45 Camona Cavardiras
12.15 Fuorcla da Punteglias
13.15 Camona Punteglias
15.15 Staziun Trun
1250 Hm Aufstieg, 3000 Hm Abstieg

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