Wer kennt sie nicht, die Verkehrsmeldungen über den Stau am Gotthard und die dadurch bedingte Sperrung der Einfahrt Göschenen. Uns interessierte jedoch weniger die Einfahrt als die Ausfahrt Göschenen, die den Einstieg ins gleichnamige Tal vermittelt.
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Salbitschijen Gipfelnadel (1985) |
Bereits in meiner Jugend ging von den Urner Alpen um Göschenen eine magische Anziehungskraft aus. Damals waren es die Sportklettereien am Gandschijen, die langen Gratrouten am Salbit und die Graue Wand in der Nähe des Furka-Passes. Das Salbit-Biwak am Fusse des Westgrats wurde von uns regelrecht belagert, einmal hielt uns eine mehrtägige Regenperiode gefangen, dann erzwang ein heftiges Gewitter einen geordneten Rückzug vom dritten Westgratturm, bevor wir im Jahr später mit einer für damalige Verhältnisse zügigen Begehung der über 30 Seillängen den Erfolg an der Gipfelnadel feiern durften.
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Anni am Göscheneralpsee |
Mehr als 29 Jahre später an diesen Ort zurück zu kommen, hat etwas Nostalgisches. Vieles Bekannte, aber auch Neue unter völlig anderen Randbedingungen. Mit Voralp-, Chelenalp- und Bergseehütte stehen nämlich drei Hütten mit auf den ersten Blick familienfreundlichen Anforderungen auf dem Programm.
Mein Plan, nach dem anstrengenden Windegg/Trift/Tierbergli Tag, einen eher relaxten Familientag einzulegen, ging nur bedingt auf. Unsere junge Entlebucher Sennenhündin Anni und Frauchen Tina legten nämlich ein Tempo vor, bei dem ich zwar mithalten konnte, das aber nichts mit der Abteilung "Wellness" zu tun hatte.
Erst auf dem Rückweg trat endlich Ruhe ein und es wurde etwas gemütlicher.
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An der Voralphütte |
Vier Wochen später ein ähnliches Szenario. Gerade war ich von der Susanfe/l'A Neuve/Trient Tour zurück, wurde in Richtung Chelenalp angegriffen. Am Schlussanstieg zur Hütte endlich wurde es technisch etwas anspruchsvoller, sprich: moderater. Auf dem Rückweg kam bei den Kuhherden nochmals Spannung auf, als Anni ihrem Hütetrieb nachgeben musste, sich aber dann doch gut zurückrufen liess. Da ich bereits zu Beginn des Unternehmens angekündigt hatte, am Schluss "schnell noch innerhalb einer Stunde auf die Bergseehütte zu springen", musste ich an der Abzweigung in den sauren Apfel beissen und meinen Sprüchen Taten folgen lassen.
Fazit: Ein schönes Tal und ein schöner Tag, knapp abeits der Gotthard-Blechlawine mit grossem Rückkehrpotential, spätestens in 29 Jahren.